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Holgers_inaktiv 
Anmeldungsdatum: 10.02.2002 Beiträge: 0 Wohnort: Köln
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Beitrag 20 - Verfasst am: Mo Mai 12, 2003 21:16 Titel: |
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Zitat: | Wenn ich mir in einem ruhigen Moment bewusst mache, was Kinder bedeuten, welch tieferer Sinn darin steckt diese groß zu ziehen, erfüllt mich das mit einer ganz anderen Befriedigung, als das die flüchtigen Momente meines Singledaseins je gekonnt hätten. Wenn es uns gelingt diese Gefühle an die Kinder weiterzugeben ist mit Sicherheit ein großer Schritt getan. |
@whisper
Gratulation ! Das wäre die einzige Motivation, die etwas bringen könnte, Geld kann immer nur Beiwerk sein, oft aber auch nötiges, zugegeben.
Bei Sciopio läuft´s jedoch andersrum ..... der hat Angst um seine Rente .....
Zuletzt bearbeitet von HolgerS |
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whisper 

Anmeldungsdatum: 25.01.2002 Beiträge: 145
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Beitrag 21 - Verfasst am: Mo Mai 12, 2003 21:59 Titel: |
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@HolgerS
Angst um meine Rente habe ich zumindest nicht. Dazu müßte ich ja noch Hoffnung auf Zahlungen aus dem schon lange leeren Topf haben. Und bei mir wären es ja auch noch fast 30 Jahre. Angst habe ich höchstens das meine Eigenvorsorge nicht ausreichend ist.
Zum Sparen bleibt bei uns im Moment leider kein Cent über. Geht alles direkt in den Wirtschaftskreislauf. Na ja, vielleicht kurbel ich damit die Wirtschaft wieder an und alles wird gut.
Wenn es mir als besserverdienenden Familienvater schon so geht, möchte ich nicht wissen wie es bei anderen aussieht. Dies ist wohl oft auch der direkte Einstieg in die Schuldenspirale.
Gruss Whisper |
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Tremmel 

Anmeldungsdatum: 02.06.2002 Beiträge: 566 Wohnort: Vorort von München
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Beitrag 22 - Verfasst am: Mo Mai 12, 2003 22:55 Titel: |
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@whisper,
hervorragender Beitrag!
".............................................................
Die Frage warum viele junge Leute das Single-Dasein bevorzugen ist natürlich nicht leicht zu beantworten. Hier einmal ein Versuch:
Die Wahlfreiheit für oder gegen Kinder ist Segen und Fluch zugleich. Ich denke das diese noch relativ neue Freiheit unser Gesellschaftssystem massiv verändert hat. Begriffe wie Selbstverwirklichung, Spaßgesellschaft und Egoismus haben Hochkonjunktur. Im Vordergrund der Betrachtung stehen nüchterne Abwägungen der Vor- und Nachteile. Die Selbstverwirklichung in Hobbys, die fast die ganze Zeit beanspruchen und Wünsche die vor der Familiengründung noch erfüllt werden müssen. Die nackte Angst etwas zu Versäumen geht um.
Die Belanglosigkeiten unserer Spaßgesellschaft sind längst zum Maßstab geworden. ..............................................
Wenn ich mir in einem ruhigen Moment bewusst mache, was Kinder bedeuten, welch tieferer Sinn darin steckt diese groß zu ziehen, erfüllt mich das mit einer ganz anderen Befriedigung, als das die flüchtigen Momente meines Singledaseins je gekonnt hätten. Wenn es uns gelingt diese Gefühle an die Kinder weiterzugeben ist mit Sicherheit ein großer Schritt getan.
Gruss Whisper"
Du sprichst mir als ebenfalls aus der Spassgesellschaft "Emigriertem" ( -zwei Kids, 3 1/2 und 8 Monate) voll aus der Seele! Wegen der Rente mache ich mir auch keine Illusionen. Das derzeitige System ist nicht mehr lange aufrecht zu erhalten.
Bis wir soweit sind, unsere Rentenansprüche geltend zu machen, gibt es -schon allein aus demoskopischen Gründen- wahrscheinlich nur noch eine Einheitsrente......
Und diejenigen, die jetzt "vorsorgen" und so meinen, mehr Rente zu bekommen, werden dann vermutlich derart mit Steuern eingedeckt, daß ihnen letztendlich auch nicht viel mehr als die Einheitsrente zum Leben bleibt.
Also was solls?
MFG
J. Tremmel
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Scipio 
Anmeldungsdatum: 29.12.2002 Beiträge: 852
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Beitrag 23 - Verfasst am: Mo Mai 12, 2003 23:08 Titel: |
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Was ich nicht verstehe, ist, wie z.B. HolgerS von meinen Ausführungen auf meine Haltung zu Kindern schließen will...
Wenn die Politik ihre eigenen Ideale immer über das Wohl der Gesellschaft stellen würden, stünde es mit diesem Land nicht gerade zum besten.
Whispers Beitrag war nun ein flammendes Plädoyer für Kinder. Sehr gut. Nur sind leider nicht alle dieser Meinung (ich finde seine Worte genauso gut wie ihr). Nur leider reden wir nicht von mir oder dir... sondern von allen Bundesbürgern. Da müsst ihr gedanklich hin. Nicht kleinlich sagen "ich kann keine Kinder kriegen" oder "du verstehst ja nix davon"... über sowas muss man doch drüber stehen, Leute...
Mehr Kinder bringen also nichts? Eine Stagnation der Bevölkerung hätte wenigstens einen Vorteil: Kalkulierbarkeit für das "System Gesellschaft". Ansonsten landen wir wirklich in einer Spirale (nach unten).
Zitat: | Mit "Reparaturen" am System ist mittel und langfristig nix geholfen - das gesamte System steht zur Disposition. |
Mutige Worte für einen baldigen Rentner... ;)
Sehr revolutionär... welches System hätten's denn gern? Den real fantasierten Kommunismus? _________________ News, Guides, Tools zum Thema Audio/Video
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Helmut  globaler Moderator

Anmeldungsdatum: 06.05.2001 Beiträge: 30601 Wohnort: Frankfurt
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Beitrag 24 - Verfasst am: Mo Mai 12, 2003 23:12 Titel: |
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Ist ja alles schön und gut. Genau besehen stellt sich aber doch das Problem nicht so das die "Gesellschaft" unbedingt mehr Kinder (Menschen) bräuchte ! Im Gegentum ! Leut gibt es genug - die meisten davon verhungern auf dieser Welt.
Kinder in die Welt zu setzen um die Renten ( ! ) zu sichern ist ja wohl ein Witz - oder wie ? Der ganze Ansatz zur Lösung des Problemes ist so gesehen ein Hohn. Da beteilige ich mich gar ned ernsthaft daran.
Ich bleibe dabei: Die sozialen Sicherungssysteme müssen auf eine ganz andere Basis und Grundlage gestellt werden. Diese Grundlage muß unabhängig von der Alterspyramide, von der Konjunktur und von div. Willkürmaßnahmen einer jeweiligen Regierung sein. Einzig die Produktivität kann ein Maßstab sein.
Man wird an einer sozialen Grundsicherung nicht vorbeikommen. Wird gemeinhin als "Einheitsrente" verleumdet. Aber darum geht es ned. Es geht darum eine sichere - dann allerdings natürlich relativ niedrige Rente für ALLE sicherzustellen. Alles darüber hinaus kann man in "Eigenverantwortung" stellen - mit den entsprechenden Hilfen und Rahmenbedingungen. Um die Wohlhabenden braucht man sich gar keine Gedanken zu machen - die sollen selbst sehen wo sie bleiben.
Funktioniert aber auch alles nur wenn man die weltweiten Verwerfungen, Krisen und wirtschaftlichen Probleme dauerhaft in den Griff bekommt.
. .... und DA ( ! ) habe ich mein leisen Zweifel
Scipio .. was faselst Du von Kommunismus ? Wer sagt so was ? Ich war lange genug Kommunist um zu wissen das dieses System keine Alternative war oder ist. Keine Sau redet mehr von Kommunismus.
Aber - Du machst etwas mit was wir - bzw. jeder der unsere Gesellschaft kritisierte oder in Frage stellte zu hören bekam:
Willst du Kommunismus ? Geh doch "nach drüben" ...
Mit diesem Totschlagargument hat man schon immer jede notwendige Veränderung in unserem System blockiert. Jeder Kapitalist der einen müden Euro abgeben soll wird immer laut schreien und den "Kommunismus" am Horizont aufziehen sehen.
P.S.
Solange div. Vorstandsvorsitzenden (Loser, Versager, Banditen) mit 80 Millionen DM "abgefunden" werden während man im sozialen Bereich um jeden Cent ringen muß - genau so lange werde ICH auf "revolutionären Änderungen" dieses Systems bestehen. So alt kann ich gar ned werden als das mir einer das ausreden könnte.
P.S.S.
Von der Kohle könnten nach meiner Rechnung ein Rentner mit monantl. 1.200 DM ca. 5.555 Jahre Rente beziehen. Oder 277 Rentern je für 20 Jahre pr Monat die 1.200 DM.
Tja .. Junge, - da muß ne alte Oma lange für stricken ...  _________________ Wenn mer sich uffreche will: - Eintrachtfan und SPD Mitglied! |
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Scipio 
Anmeldungsdatum: 29.12.2002 Beiträge: 852
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Beitrag 25 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 0:26 Titel: |
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öhm ja... also das mit dem Kommunismus war ja nicht wirklich ernst gemeint... daher auch "real fantasiert"... ;)
(Wobei die pure Theorie schon was für sich hat, nur scheitert sie an der Natur des Menschen...)
Ich bleibe dabei: Die sozialen Sicherungssysteme müssen auf eine ganz andere Basis und Grundlage gestellt werden. Diese Grundlage muß unabhängig von der Alterspyramide, von der Konjunktur und von div. Willkürmaßnahmen einer jeweiligen Regierung sein.
Aha... unabhängig von so gut wie allem? Das könnte nur über Eigenvorsorge laufen... Ich frage mich sowieso, wer unser Rentensystem erfunden hat. Hätte man das nicht gleich so aufziehen können, das jeder für sich im Voraus zahlt? Nein, die jetzigen Renter beziehen ihr Geld von den jetzt arbeitenden Leuten... den Blüm hätte man rausschmeißen müssen, als er seinen bekannten Spruch losgelassen hat.
Ein Fehlkalkül der Renten liegt v.a. darin, dass Adenauer zu Beginn der BRD (in etwa) sagte: "die Kinder kommen von selbst" und das wohl als Eckpfeiler aller Kalkulationen gesehen wurde.
Natürlich will ich selbst nicht Kinder als Finanzobjekte sehen, aber die Regierung muss das so sehen (insbes. Herr Eichel). Und dafür muss die Regierung wissen, wie viele Leute einzahlen werden und wie viele Renten ausbezahlt werden... Hier tun manche, als ob man das jetzige System ohne Kinder betreiben könnte?! Oder dass man ja bei immer weiter sinkende Bevölkerungszahl auch keine Nachteile hätte... die ersten Nachteile äußern sich bald in Gesetzen.
Einzig die Produktivität kann ein Maßstab sein.
Helmut, wie willst du denn die Produktivität messen? Und willst du dann den "Wert" jedes Menschen anhand seiner Produktivität messen? Oder sagen wir nicht Wert, sondern... Wie soll denn ein solches Steuersystem realisiert werden (ohne 10.000 Schlupflöcher)?
Mindestrente... wie hoch wäre die denn? Höher als die jetzige? (Da weiß ich nicht genau Bescheid: Wie viel bekommt jemand, der nichts einbezahlt hat... z.B. Hausfrauen auf Lebenszeit?) _________________ News, Guides, Tools zum Thema Audio/Video
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MoeKo  Gast
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Beitrag 26 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 0:35 Titel: |
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Das kann ich Dir in etwa sagen: 15 Jahre aktiv eingezahlt, 2 Kinder grossgezogen ergibt runde 350 Euro im Monat!
Gruss
MoeKo |
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whisper 

Anmeldungsdatum: 25.01.2002 Beiträge: 145
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Beitrag 27 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 1:27 Titel: |
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@Helmut
Das Kinder in der dritten Welt nichts mit unserem Bruttosozialprodukt oder den Arbeitslosen zu tun haben brauche ich Dir natürlich nicht erklären. Das schöne an so einer Diskussion ist ja, dass man für jeden Standpunkt genug Argumente findet um ihn zu belegen.
Kinder sind erst einmal Verbraucher ca. 15-25 Jahre. Die Ausgaben werden von den Eltern subventioniert und nicht wie andere Gruppen vom Staat. Dies schafft Arbeitsplätze und sichert die Renten .....
Bevor Du mich als weltfremden und blauäugigen idioten bezeichnest, muss ich natürlich zugeben, dass man damit die aktuellen Mißstände nicht kurzfristig beseitigen kann. Dazu steckt der Karren schon zuweit im Dreck.
Was wären radikale Maßnahmen. Eine komplette Reform der sozialen Sicherungssysteme wäre so etwas, da gebe ich Dir recht. Sozialversicherungspflicht für Selbstständige wäre eine Maßnahme oder auch die völlige Privatisierung der Altersvorsorge.
Mit Sicherheit nicht flächendeckende Steuererhöhungen nach dem Gießkannenprinzip. Damit beseitigt man keine Mißstände sondern lindert höchstens die Folgen.
Warum wird es keine radikalen Einschnitte geben?
Ganz einfach. Wir leben in einer Jeder-ist-sich-selbst-der-Nächste Gesellschaft. Die Familienfeindlichkeit ist mit Sicherheit eine der Ausprägungen. Schwarzarbeit, massive Steuerflucht und andere könnte man auch nennen.
Versucht man Einschnitte an einer Stelle zu machen wird ungehemmt mit dem Finger auf andere gezeigt. Der soll aber zuerst, wenn der nicht dann ich auch nicht, andere sind viel schlimmer etc.
Klar schreie ich auch, wenn man mir etwas wegnimmt. Aber man sollte diskussionsbereit bleiben und versuchen die Probleme auch aus einer übergeordneten Perspektive zu sehen.
Diese Sozialkompetenz spreche ich vielen Entscheidern und Lobbyisten ab.
Wir werden sehen ob es zu Abbau von Subventionen etc, in nennenswertem Umfang, wirklich kommt
Wahrscheinlich stehen hinterher alle im Kreis und zeigen mit dem Finger aufeinander. Stagnation.
Gruss Whisper
Zuletzt bearbeitet von whisper |
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Henning S 
Anmeldungsdatum: 04.08.2002 Beiträge: 322
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Beitrag 28 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 10:22 Titel: |
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Jetzt will ich auch mal meinen Senf dazugeben. (Bin auch Vater von 2 Kindern)
1. Glaube ich nicht, dass durch mehr Geburten die Rente zu sichern ist. Ich sehe das genauso wie HolgerS-heute ist man schon mit 40 aus dem Rennen und die Arbeitsplätze in Deutschland werden in den nächsten Jahren gewiss nicht mehr. Der Zusammenhang zwischen Rente und Geburtenrate ist völlig antiquiert (logisch, kommt ja auch noch vom Anfang des 20 Jahrhunderts als jede normale Frau 3 Kinder hatte und von Industrialisierung noch nicht viel zu spüren war).
Mehr Eigenverantwortung mit aller Konsequenz ist die Alternative ?-Möglich, aber dann haben wir noch mehr Bettler (die, die nicht vorgesorgt haben, aus welchen Gründen auch immer) -amerikanische Verhältnisse eben. Fakt ist mal, dass der Staat schon in den goldenen Jahren falsch gehandelt hat. Nix zurückgelegt, keine vernünftige (!) Einwanderungspolitik betrieben, etc. . Frei nach dem Motto :"es geht immer so weiter". Eine Politik , die nur auf Wachstum setzt um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, hat für mich schon verloren. Wäre ja gerade so, als wenn ich bei meiner Baufinanzierung davon ausgehen würde, jedes Jahr eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Sowas nenne ich blauäugig.
2. glaube ich, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland in den kommenden Jahren noch extrem zunehmen wird, da mehr und mehr mittelständische Betriebe die Arbeitsplätze ins benachbarte Ausland verlagern bzw. mehr Billigarbeiter nach Deutschland strömen werden. Für die (Billigarbeiter) ist Deutschland immer noch das Paradies, wenn man sich z.B. mal in den abgelegenen Gebieten von Polen umschaut, dann kann man das verstehen. Die haben wirklich nichts !!.
3. Die staatlichen Kosten werden mehr und mehr steigen durch soziale Leistungen zb. durch die Integrationskosten, selbst wenn man jetzt ein bisschen die Notbremse zieht.
An allen Ecken und Kanten müsste reformiert werden, nur es wird alles zerredet.
4. Das Geld wird immer mehr aber immer ungerechter verteilt. Man kann hinschauen wo man will. Beispiel: Mördergagen von 30 Mio Dollar sind heute normal (retten Schauspieler Menschenleben ??). Die Ablöse im Fussball werden immer höher-Wir leben in totaler Dekadenz.
Manager und Politiker erhöhen sich ihr Gehalt drastisch-Wer an der Tränke steht, der säuft eben. Fazit: Multikonzerne beherschen die Welt- mit Politikern als Marionetten. (as Beispiel Irak Krieg zeigt doch, wie es läuft. Aus rein wrtschaftlichen Interessen werden Kriege geführt. Unter dem Deckmantel der Bedrohung oder Ideologie (das war m.M. nach schon im zweiten Weltkrieg so))
Fazit: wie sagte der Alt Bundeskanzler Schmidt neulich ? Der Lebensstandard in Deutschland wird sinken......
Amen  _________________ Gruß,
Henning |
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Helmut  globaler Moderator

Anmeldungsdatum: 06.05.2001 Beiträge: 30601 Wohnort: Frankfurt
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Beitrag 29 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 10:32 Titel: |
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@ Scipio
Aja ! Nachdem ich Deinen letzten Beitrag gelesen habe wird mir einiges klar. Mit Verlaub - Scipio - es fehlt Dir doch offenbar einiges an Grundlagenwissen. (ist jetzt nicht Oberlehrerhaft gemeint - ist nur eine Feststellung, wundert mich auch ned, bist halt noch etwas jung) .....
Das Grundprinzip unserer sogen. sozialen Sicherungssysteme hat Bismarck gelegt :
Zitat: | Mit dem Sozialistengesetz von 1878, das alle sozialdemokratischen, sozialistischen und kommunistischen Vereinigungen verbot, sollten die „gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie” unterbunden werden. Es beschwor jedoch eine neue innenpolitische Krise herauf und verfehlte zudem sein Ziel, die Sozialdemokratie zu zerschlagen: Nach dem Auslaufen des Gesetzes 1890 wurden die Sozialdemokraten stärkste Fraktion im Reichstag. Parallel zum Sozialistengesetz initiierte Bismarck weit reichende, vergleichsweise fortschrittliche Sozialgesetze, u. a. zur Kranken-, Unfall-, Renten- und Invaliditätsversicherung. Hintergedanke bei seinem Sozialgesetzgebungswerk war, die Arbeiterschaft für sich zu gewinnen, sie von der Sozialdemokratie zu entfremden und diese somit weiter zu schwächen. |
Du siehtst also: Soziale "Beglückungen" haben immer diese beiden Seiten. Es sind Zugeständnisse der Herrschenden an die breite Masse um "schlimmeres" zu verhüten. Das schlimmere ist für die nämlich das die Leute ihre Geschicke wirklich selbst in die Hand nehmen ( .. ist aber ein anderers Thema) ...
Grundprinzip unserer sozialen Netze ist das "Solidarprinzip" - und eben nicht die rein individuelle Vorsorge. Diese hatten wir VOR diesen Gesetzen - was letztlich heißt: Die Starken profitieren - und die Schwachen beißen die Hunde.
Wer an das Solidarprinzip Hand anlegt demontiert eine der wichtigsten Errungenschaften der bürgerlichen Gesellschaft. Was nicht heißt das man zur Absicherung andere Wege gehen kann oder muß. Sicherlich wäre es eine unrealistische Erwartung wenn man eine Rundumversorgung durch die Gesellschaft von der Wiege bis zu Bahre erwartet. Das hatten wir in der DDR - und das hat nicht nur ned funktioniert, - es war kontraproduktiv und unbezahlbar. Bezahlen kann man nur was die "Produktivität" hergibt.
Helmut, wie willst du denn die Produktivität messen?
Scipio .. Produktivität in dem Zusammenhang hat nix mit individueller Produktivität zu tun ! Das ist - falls Du das besser verstehst - das Bruttosozialprodukt bzw. der Wert den eine Gesellschaft erwirtschaftet. Und der ist auch bei uns immer noch ganz enorm ! Es kommt nun drauf an wie, unter welchen Gesichtspunkten und nach welchen Kritierien dieser gemeinsam ( ! ) erarbeitete Reichtum verteilt wird.
Ein Problem (nicht nur hier) ist es das man die inidviduele "Arbeit" besteuert. (Stundenlohn des arbeitenden). Dabei ist das gar kein Maßstab mehr. Die Produktivität der Prodkuktionmittel (Maschienen) ist insbes. nach der Computerrevolution immens gestiegen. Immer weniger Menschen stellen mittels diesen immer mehr her. Mit anderen Worten: Eine Autofabrik die von vor 40 Jahren mit 30.000 Leuten die Produktivität X erzielt, erzielt diese heute mit 5000 Menschen. Die Sozialabgaben - an die Menschen gebunden - sind bei gleicher (oder höherer) Produktivität viel niedriger. Und ? Wem bitte nutzt das im Moment ? Drei mal darft Du raten.
Die Krise der sozialen System ist nicht eine Folge von Einzelentscheidungen div. Regierungen oder gar Personen. Der Blüm ist völlig unschuldig ! Soooo einfach ist das ned.
Ich kann hier keinen Grundkurs in diesen Sachen abhalten. Das führt zu weit und ist zu komplex. Deshalb kann ich es nur im Prinzip skizzieren was ich meine.
Im Prinzip brauchen wir ein System was ALLEN im Alter (und auch im sozialen Notfall, bei Krankheit usw.) ein "menschenwürdiges Auskommen" ermöglicht (Soziale Grundsicherung - unabhängig von den individuellen Umständen). Das muß notfalls Steuerfinanziert sein. Aller was drüber hinaus geht kann man auf indivduelle Basis stellen. Darüber - über die Ausgestaltung - kann und muß man diskutieren. Wer selbst in der Lage ist ( ! ) Vorsorge zu treffen sollte das dann tun. Wer eben mehr "leistet" kann so davon profitieren. Aber: Bitte nicht zu lasten der Schwachen welche unverschuldet nicht in dieser glücklichen Lage sind. Ebenso wie man keine Systeme schaffen darf ihn denen sich Leistung/Arbeit nicht mehr lohnt. Wer einem Sozialhilfeempfänger der ein paar Euro durch Arbeit verdienen will diese komplett wieder abknöpft - muß sich ned wundern wenn das kein Schwein macht.
Wer es anderst organisiert - das Problem auf die ohnehin gebeutelten abschieben will - wird dafür die Quittung bekommen.
Kann da nur auf das Sprichwort der DakotaIndianer verweisen:
"Wenn Du entdeckst das Du ein totes Pferd reitest - steig ab!"
Es nutzt nix sich ne stärkere Peitsche zu besorgen, oder zusätzliche Mittel locker zu machen um das tote Pferd wieder zu beleben. Weder doppelte Futterration noch ein neuer Stall werden das Vieh zum leben erwecken. Auch kein neuer Trainer. Man kann allerdings sagen: "So haben wir das Pferd doch schon immer geritten" - also weiter so ;-) _________________ Wenn mer sich uffreche will: - Eintrachtfan und SPD Mitglied! |
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Holgers_inaktiv 
Anmeldungsdatum: 10.02.2002 Beiträge: 0 Wohnort: Köln
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Beitrag 30 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 11:07 Titel: |
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Zitat: | Im Prinzip brauchen wir ein System was ALLEN im Alter (und auch im sozialen Notfall, bei Krankheit usw.) ein "menschenwürdiges Auskommen" ermöglicht (Soziale Grundsicherung - unabhängig von den individuellen Umständen). Das muß notfalls Steuerfinanziert sein. Aller was drüber hinaus geht kann man auf indivduelle Basis stellen. Darüber - über die Ausgestaltung - kann und muß man diskutieren. Wer selbst in der Lage ist ( ! ) Vorsorge zu treffen sollte das dann tun. Wer eben mehr "leistet" kann so davon profitieren. Aber: Bitte nicht zu lasten der Schwachen welche unverschuldet nicht in dieser glücklichen Lage sind. Ebenso wie man keine Systeme schaffen darf ihn denen sich Leistung/Arbeit nicht mehr lohnt. Wer einem Sozialhilfeempfänger der ein paar Euro durch Arbeit verdienen will diese komplett wieder abknöpft - muß sich ned wundern wenn das kein Schwein macht. |
So ein "System" haben wir ja heute schon, nennt sich Sozialhilfe, und da werden alle zusammengefasst, die nicht mehr "richtig funktionieren".
Helmut hat sicherlich recht, wenn er auf die "Produktivität" zu sprechen kommt, man denke nur an den Bergbau, an Stahlunternehmen, um nur einige zu nennen, dort haben früher 100.000e gearbeitet, heute ist dieser Industrizweig tot, die Leute leben aber noch und wollen jetzt logischerweiser von der damals erarbeiteten Rente ihren Lebensabend bestreiten. Nur Pech, dass der Staat das Geld damals schon ausgegeben hat/musste.
Dabei bin ich überzeugt, dass auch heute noch genug Geld vorhanden ist und man mit den derzeitigen Steuern auskommen kann. Die Politik sollte sich einfach mal darauf beschränken, das zu regeln, was lebensnotwendig ist. Stichworte wie Einheitsrente für alle (Beiträge nach leistungsfähigkeit), die garantiert ist und mit der man leben kann, Abschaffung aller überflüssigen Leistungen in der Sozialversicherung/Krankenversicherung, Durchforstung des Missmanagements in Bund Ländern und Gemeinden (der Bundesrechnungshof leistet sicher gern Hilfe dabei), Strafen für Verschwendung von öffentlichen Geldern etc. etc.
Von dem Gedanken, dass es auf dieser Welt jemals wieder wieder Vollbeschäftigung gibt sollte sich jeder Träumer allerdings schleunigst verabschieden. |
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AnimalMother  Moderator

Anmeldungsdatum: 16.01.2003 Beiträge: 3724
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Beitrag 31 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 11:47 Titel: |
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Zitat: | Von dem Gedanken, dass es auf dieser Welt jemals wieder wieder Vollbeschäftigung gibt sollte sich jeder Träumer allerdings schleunigst verabschieden. |
... vielleicht sollte aber auch jeder Arbeitnehmer etwas flexibler werden und ein Umzug oder eine branchenfremde Arbeit nicht von vorneherein "tabu" sein. Warum gibt es ganze Wirtschaftszweige, die Arbeitnehmer suchen ( und nicht finden ) ?
Eine VOLL-Beschäftigung ist meines Erachtens in weiter Ferne - aber manche "Kleinigkeiten" stimmen mich schon nachdenklich.  _________________ All the best,
Animal Mother
Nichts, was ein Mensch sich auszudenken in der Lage ist, kann so unwahrscheinlich, unlogisch oder hirnrissig sein, als dass es nicht doch ein anderer Mensch für bare Münze halten und diese vermeintliche Wahrheit notfalls mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen wird. |
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Holgers_inaktiv 
Anmeldungsdatum: 10.02.2002 Beiträge: 0 Wohnort: Köln
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Beitrag 32 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 11:57 Titel: |
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Zitat: | ... vielleicht sollte aber auch jeder Arbeitnehmer etwas flexibler werden und ein Umzug oder eine branchenfremde Arbeit nicht von vorneherein "tabu" sein. Warum gibt es ganze Wirtschaftszweige, die Arbeitnehmer suchen ( und nicht finden ) ? |
1989 arbeitete ich am Bodensee, dann wurde die Firma verkauft und nach Frankfurt verlegt; von 80 Mitarbeitern sind 10 mitgekommen. Naja, der Laden machte 2 Jahre später Konkurs.
Vor ca 10 Jahren bin ich dann mit meiner jetzigen Firma von Frankfurt nach Köln umgezogen, dieses Angebot hatten ca. 200 Mitarbeiter. Ich war einer von 30, die umgezogen sind, die anderen 170 zogen es vor die grosszügig bemessene Abfindung zu kassieren, so dass man fast alle Mitarbeiter neu einstellen musste. Einige haben danach mehrere Jahre keinen neuen Job gefunden.
Später ist die Firma innerhalb Kölns noch mal umgezogen, hättest mal sehen sollen, was das für ein Geschrei hier gab, nur weil die Rheinseite gewechselt wurde.
So viel zum Thema Flexibilität ......
Zuletzt bearbeitet von HolgerS |
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AnimalMother  Moderator

Anmeldungsdatum: 16.01.2003 Beiträge: 3724
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Beitrag 33 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 12:01 Titel: |
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Hallo,
dann zählen Du und ich aber eher zur Minderheit.
Zitat: | was das für ein Geschrei hier gab, nur weil die Rheinseite gewechselt wurde. |
...denn DAS ist die große Masse - über solche "Kleinigkeiten" kann ich auch nur müde lächeln  _________________ All the best,
Animal Mother
Nichts, was ein Mensch sich auszudenken in der Lage ist, kann so unwahrscheinlich, unlogisch oder hirnrissig sein, als dass es nicht doch ein anderer Mensch für bare Münze halten und diese vermeintliche Wahrheit notfalls mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen wird. |
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Helmut  globaler Moderator

Anmeldungsdatum: 06.05.2001 Beiträge: 30601 Wohnort: Frankfurt
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Beitrag 34 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 12:17 Titel: |
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Logisch muß jeder selbst div. Konsequenzen (etwas flexibler werden ) tragen. Man kann aber nicht diese von der "Masse" verlangen - andererseits aber bestimmten Gruppen es hinten und vorne reinstecken. Siehe die Umzugsgeschichte der Staatsbeamten von Bonn nach Berlin. Solange es so ist - wird man dafür kaum Verständnis aufbringen. Das ist alles auch eine Frage der Gerechtigkeit. Ebenso wie div. Gruppen der "Vorruhestand" vergoldet wurde - mit erheblichen staatlichen Mitteln. Von den Pensionen div. Politiker bis runter zum doofen Landrat will ich mal gar ned reden  _________________ Wenn mer sich uffreche will: - Eintrachtfan und SPD Mitglied! |
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AnimalMother  Moderator

Anmeldungsdatum: 16.01.2003 Beiträge: 3724
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Beitrag 35 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 12:22 Titel: |
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Hallo,
Zitat: | andererseits aber bestimmten Gruppen es hinten und vorne reinstecken |
100% ACK  _________________ All the best,
Animal Mother
Nichts, was ein Mensch sich auszudenken in der Lage ist, kann so unwahrscheinlich, unlogisch oder hirnrissig sein, als dass es nicht doch ein anderer Mensch für bare Münze halten und diese vermeintliche Wahrheit notfalls mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen wird. |
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Henning S 
Anmeldungsdatum: 04.08.2002 Beiträge: 322
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Beitrag 36 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 12:28 Titel: |
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Im Prinzip stimme ich euch zu, nur was macht man, wenn man eine Immobilie besitzt und die nur mit Verlust wieder verkaufen kann (mind. 25000 Eur)-Nicht jeder wohnt in einer Gegend in dem die Immopreise bis ins Bodenlose steigen.... _________________ Gruß,
Henning |
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BPHennek 

Anmeldungsdatum: 05.06.2001 Beiträge: 7473 Wohnort: EXSIS-Elegance
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Beitrag 37 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 12:34 Titel: |
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Zitat: | Radikale Reformen werden noch nicht mal gemacht (67 statt 65 Jahre Rentenalter für Männer) und schon schreien alle auf! |
Ja klar, es soll ja gerecht zugehen.
Wenn mal nachvollziehbar offen gelegt wird, welche Gruppe mit welchen Beiträgen dabei ist, dann kann man ja über eine grundsätzliche Beitragsbereitschaft reden.
Ich könnte mir vorstellen die Rente allein nach den eingezahlten Beiträgen zu bemessen... _________________ Gier und Uneinsichtigkeit fressen den Verstand! |
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Helmut  globaler Moderator

Anmeldungsdatum: 06.05.2001 Beiträge: 30601 Wohnort: Frankfurt
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Beitrag 38 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 12:38 Titel: |
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Pech gehabt - eben ! Bei einem "normalem" Mensch von dem "Flexibilität" verlangt wird kümmert sich um das Problem kein Schwein. Warum also beim "Staatsdiener" ?
Richtig ist allerdings das diese von Dir angesprochene Sache in großes Problem ist. Viele "willigen" Arbeitnehmer können aufgrund dieser Umstände eben nicht unbegrenzt "flexibel" sein. Auch dafür muß man Lösungen anbieten.
Man kann es auch so machen wie in den USA: Das Häuschen auf Räder - und ab geht es Vagabundierende, überall verfügbare Arbeitskräfte. Tja ... davon träumt natürlich mancher Kapitalist. _________________ Wenn mer sich uffreche will: - Eintrachtfan und SPD Mitglied! |
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AnimalMother  Moderator

Anmeldungsdatum: 16.01.2003 Beiträge: 3724
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Beitrag 39 - Verfasst am: Di Mai 13, 2003 12:39 Titel: |
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.... und 67 Jahre als Rentenalter sind für einen durchschnittlichen Estrichleger wahrscheinlich auch inakzeptabler, als für einen Mitarbeiter auf der Kreisverwaltung  _________________ All the best,
Animal Mother
Nichts, was ein Mensch sich auszudenken in der Lage ist, kann so unwahrscheinlich, unlogisch oder hirnrissig sein, als dass es nicht doch ein anderer Mensch für bare Münze halten und diese vermeintliche Wahrheit notfalls mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen wird. |
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